Viel Lärm - Islamophobie in Deutschland

Novo argumente veröffentlicht ein Interview mit Patrick Bahners zur Islamdebatte mit dem Titel “Was soll der ganze Lärm?” (Auszug):
NovoArgumente:Sie sprechen von mangelndem Selbstvertrauen, auch von Politikern, die sich aus „Angst vor der Angst“ mit dem Antiislamismus gemein machen. Herrn Schirrmacher zitierend, nennen Sie Sarrazin auch „Ghostwriter einer verängstigten Gesellschaft“. Wie meinen sie das?

Patrick Bahners: Die Welt des Religiösen ist dem normalen bürgerlichen Bewusstsein wieder viel ferner gerückt als in den Jahrzehnten der Nachkriegszeit. Deswegen ist es möglich, die Religion des Islams einzusetzen in diese Sündenbockposition, und für die Angst, dass die Grundlagen des Zusammenlebens immer brüchiger werden, die Verantwortung bei dieser fremden Religion zu suchen. So erscheint mir auch der übersteigerte republikanische Patriotismus, wie er von Frau Kelek gepredigt wird: Mein Vorwurf lautet, dass dieser selbst religiös-missionarische Züge annimmt. Die Gründe, dass so etwas populär ist, scheinen mir damit zu tun zu haben, dass die eigene Verfassungsordnung in ihrer Funktionsweise und Geschichte heute eben weniger präsent ist. Die Instrumentalisierungen, die da unternommen werden, sind bedenklich – beispielsweise dass gar nicht mehr gefragt wird, was ist der Sinn von Religionsunterricht, sondern alles ad hoc mit hoher Dringlichkeit umgesetzt wird, nach dem Motto: Wir müssen jetzt unbedingt islamischen Religionsunterricht machen, um gerade noch zu verhindern, dass die alle abdriften in das völlig Unaufgeklärte.

NovoArgumente: Sie haben ja von Aufklärungsfundamentalismus gesprochen. Wie haben sie das gemeint?

Patrick Bahners: Das Fundamentalistische an dieser Art Aufklärung ist selbstverständlich nicht, dass man Menschenwürde, Menschenrechte, Gleichheit von Frau und Mann als fundamentale Werte betrachtet. Aber es gibt in diesem Wunsch nach offensiver Liberalisierung etwas Unduldsames. Es wird viel mit Verdächtigungen gearbeitet und der Eindruck erweckt, dass man nur durch Kontrolle die Einhaltung dieser Grundwerte sichern kann. Das sind Mittel, die man kennt: aus der Geschichte der Religion und der religiösen Zwangssysteme im Sinne von bürokratischen Apparaturen, wie sie die christlichen Konfessionen als herrschende Kirchen ausgebildet hatten, um Homogenität unter ihren Gläubigen herzustellen.

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