Kopf ab zum Gebet - Militärtradition in Kamen

Krieg! Wir sind im Krieg - Afghanistan: Brunnenbauen und Afghanen bombadieren. Unsere Mädels und Jungs sind, wenn auch nicht alle, heil (?!) wieder Zuhaus. Oma, Opa, Mama, Papa und Geschwister sind erleichtert - kein Sarg. Nur Angst. Es ist nur legitim, öffentlich zu sagen: Krieg ist Mord. Darf man doch mal sagen, oder? Und müssen wir das auf dem Marktplatz feiern? Wer stand denn nicht schon auf diesem Marktplatz mit Tamtam. Helm ab zum Gebet. Und bitte: Verunglimpft wird keiner der Soldatinnen und Soldaten. Kritisiert wird der mörderische Einsatz und die Fortsetzung der Militärtradition. Ja, die Mörder sind unter uns. Die stehen nicht unbedingt auf dem Marktplatz rum. Nein, die sitzen im Warmen, rufen den Krieg aus und verkaufen Waffen, deutsche Waffen überallhin. Sichert das Arbeitsplätze? Dem Bürgermeister hätte es gut gestanden, nicht so ein pseudoreligiöses Tamtam zu machen, sondern nur - zivil - in die Stadthalle einzuladen. So aber reiht er sich in die Kette seiner preußisch-nationalen Vorgänger ein. Armer Bürgermeister. Armee in Deutschland ist und wird nie normal sein. Schon vergessen: NIE WIEDER!

Tamtam in Kamen 13.09.2011

Den Heimkehrern zur Einkehr ein kleines Gedicht von Tucholsky:

"Gebet nach dem Schlachten"

Kopf ab zum Gebet!

Herrgott! Wir alten vermoderten Knochen
sind aus den Kalkgräbern noch einmal hervorgekrochen.
Wir treten zum Beten vor dich und bleiben nicht stumm. Und fragen dich, Gott:

Warum –?
Warum haben wir unser rotes Herzblut dahingegeben?
Bei unserm Kaiser blieben alle sechs am Leben.
Wir haben einmal geglaubt ... Wir waren schön dumm ... !
Uns haben sie besoffen gemacht ...

Warum –?

Einer hat noch sechs Monate im Lazarett geschrien.
Erst das Dörrgemüse und zwei Stabsärzte erledigten ihn.
Einer wurde blind und nahm heimlich Opium.
Drei von uns haben zusammen nur einen Arm ...

Warum –?

Wir haben Glauben, Krieg, Leben und alles verloren.
Uns trieben sie hinein wie im Kino die Gladiatoren.
Wir hatten das allerbeste Publikum.
Das starb aber nicht mit ...

Warum –? Warum –?

Herrgott!

Wenn du wirklich der bist, als den wir dich lernten:

Steig herunter von deinem Himmel, dem besternten!
Fahr hernieder oder schick deinen Sohn!
Reiß ab die Fahnen, die Helme, die
Ordensdekoration!
Verkünde den Staaten der Erde, wie wir gelitten,
wie uns Hunger, Läuse, Schrapnells und Lügen den Leib zerschnitten!

Feldprediger haben uns in deinem Namen zu Grabe getragen.
Erkläre, dass sie gelogen haben! Läßt du dir das sagen?
Jag uns zurück in unsre Gräber, aber antworte zuvor!
Soweit wir das noch können, knien wir vor dir – aber leih uns dein Ohr!

Wenn unser Sterben nicht völlig sinnlos war,
verhüte wie 1914 ein Jahr!
Sag es den Menschen! Treib sie zur Desertion!
Wir stehen vor dir: ein Totenbataillon.
Dies blieb uns: zu dir kommen und beten!

Weggetreten!

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